Man kann trotz der 1.HZ-Kritik sagen: Die 2.HZ war eine erfolgreiche Generalprobe für das Rückspiel gegen Real Madrid am Dienstag (20:45/SKY). Es schien der zuletzt berühmtberüchtigte "Schalter" gefunden geworden zu sein. Wie das passierte, alles in der entsprechenden folgenden Matchanalyse.
Zum Match...
Pep Guardiola änderte diesmal die Defensiv-Struktur, wie schon von uns
zuletzt gefordert um dort eine höhere Stabilität zu erzeugen. Javi Martinez
mit Schweinsteiger als Doppel-Fluide-6er...beide wechseln auf der 6er, bzw.
abkippenden 6er. Zudem positioniert sich Martinez phasenweise mit ins
Angriffsspiel, steht an der Grenze Angriffs/Mittelfeldzone, wobei
Schweinsteiger 10-15m defensiver spielt. In der 2.HZ Martinez der einzige
6er, die Spieleröffnung läuft immer mehr über ihn.
Aber es funktionierte in der 1.HZ nicht wirklich, zumindest in 2
Kontersituationen. Dieses Problem der Konteranfälligkeit wurde wieder
aktuell.
Werder versucht, bei Ballgewinn sofort den langen Ball zu schlagen, nicht
groß eine Passstafette angehen. Das Gegentor zum 0:1...eingeleitet durch
einen schlampigen Pass von Schweinsteiger auf Weiser, der den Ball nicht
bekommen kann. Werder in Ballbesitz, Weiser fehlt nun auf seiner Position,
weil er sich noch in der Angriffszone befindet und nur versuchen kann, das
Werder-Spiel aus der Defensive zu verhindern.
Boateng sichert
für ihn ab, verliert aber das entscheidende Kopfballduell
(etwas halbherzig) gegen di Santo, plötzlich entsteht eine Konterchance und
2:3-Situation mit Dante und Alaba.
Alaba selbst deckt zu zentral und ohne Nutzen, Torschütze Selassie bekommt
den entscheidenden Raum und Meter, Alaba versucht auch nicht, die
Torschussvorlage vielleicht noch abzugrätschen.
Erneut falscher Laufweg von Alaba ähnlich wie beim 0:1 gegen Real Madrid.
(siehe Grafiken)
(zum vergrößern
anklicken)
Weiteres Beispiel der Defensiven Anfälligkeit: In der 23.Minute sieht man es
wieder deutlich: Beide Aussenverteidiger stehen sehr hoch,
aber
gleichzeitig auf gleicher Höhe,
wo normalerweise nur 1 AV je nach Seite des Angriffs sich nach vorn
orientiert und der andere AV in der IVB mitabsichert. Dies aber sollte
Martinez übernehmen, der gerade in der 1.HZ sich mit Schweinsteiger mehr auf
den 8er-Positionen befand. Warum, ist unbekannt. Denn: Verliert man zentral
den Ball wie in der 23.Minute(in dem Fall konnte man ihn halten), muss ein
Schweinsteiger notfalls zu den beiden IVs aufrücken, und das Verteidigen ist
in der Art und Weise nicht unbedingt seine Stärke. Unglaublich hohes
Defensives Risiko.
Das 1:2:
Dante muss
das in das Kopfballduell
gehen gegen di Santo (siehe Grafiken). Ob man Boateng einen Fehler zukommen
lassen will, schwieirig. In der Zeitlupe sieht man, wie er von einem Schuss
von Hunt ausgeht, hebt das Bein, in dem Moment zieht der Werderaner nach
innen und schaft sich selbst den entscheidenden Platz. Boateng sieht
unglücklich aus, bei Hunt funktionierte alles. Kann passieren, aber eben
Dante, da ging er einfach nicht in den entscheidenden Zweikampf. Daher Dante
mehr Schuld am Gegentor als Boateng.
...und Ribery ?
Ohne Robben, das Angriffsspiel komplett auf links gesetzt mit Ribery. Alaba
selbst oft halbfeld-positioniert, besonders in der Defensive, wo er
gleichzeitig die Räume linksaußen freimacht. Ein Problem ? Ribery bekommt
den aussen den Ball, sofort starten 2-3 Spieler in seinen Wirkungsraum,
welche erneut seine Qualitäten einschränken.
In der 2.HZ
bekommt er wie beim 1:1 "seinen" Raum und ist sofort wieder mit Tempo
präsent.
Denn Fakt ist in der 1.HZ: Offensiv fehlt, gerade in der ersten Hz einfach
die Kreativtät, das Tempo (es fehlt besonders einfach ein Thiago, der das
Mannschaftstempo bestimmte). Auch fehlen so einfache Dinge wie "Spiel
über den Dritten". Kleine Räume boten sich teilweise schon an, besonders auf
den Aussen.
Der offensive Schalter
In der 2.HZ schrittweise wird das Passspiel schneller und offensiver
gestaltet. Lahm dann für Weiser (Leistung ok) auf RV-Position, Götze
wechselt von rechts auf links und unterstützt Ribery und Alaba mehr in der
Offensive.
Mehr Bewegung und wieder schnelles positionales Rotieren auf dem Platz.
Werder plötzlich damit überfordert, selbst Pressing reicht nicht mehr aus,
es ergeben sich wieder die üblichen notwendigen Räume und Lücken für die
Bayern, die im Gegensatz das "Angriffspressing" erhöhen. Ergebnis: Innerhalb
von 5 Minuten mit dem 3:2 und 4:2 Tore erzielt über schnelles Passspiel,
Tempo, Steilpassspiel, Raumnutzung. Ribery, immer wieder den Willen, nur
nach vorn, bis zur Grundlinie, egal was und wer dazwischen kommt. Auch das
offensive Zusammenspiel mit Alaba klappt in der 2.HZ wesentlich besser.
Fazit:
Auch gegen Werder hatte sich die Anfälligkeit und Unordnung in der
Defenive mit Boateng, Dante und den verteidigenden Mittelfeldspielern nicht
verbessert. Warum wurde dann die 4 Tore in der 2.HZ erzielt ? Auch dies ist
relativ einfach erklärt: Werder beendete das Angriffspressing, zog sich mehr
zurück, aber auch das Zonenpressing fand bei Werder aus unerklärlichen
gründen nicht mehr statt. Es entstanden wieder die notwendigen Räume,
wo sich eben alle Spieler bis auf die Innenverteidiger, sich im
Angriffsspiel einbinden konnten. Werder öffnete kurz die Tür, und schon ist
der FC Bayern brutal effektiv. Vielleicht öffnet ja auch Real Madrid am
Dienstag die eine oder andere Tür, es reichen ja nur einige Minuten.
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