Eine historische
Niederlage für die Geschichtsbücher der Bundesliga. So entsteht der
Eindruck. Anstatt von einem erneut stark spielenden Gegner, dem FC Augsburg,
der den FC Bayern letztlich verdient besiegte, wird in der deutschen
Fussballnation über eine Art "Wettbewerbsverzerrung" diskutiert.
Diese Matchanalyse beweist, das es nicht so war...
Zum Match...
Kommen wir zunächst zur Startformation, die schon vor dem Spiel vielen
Leuten große Augen bescherte. Auf der linken Position des Außenverteidiger
stand nicht Alaba, kein Contento, sondern der 20jägrige Ylli Sallahi, junger
Österreicher, mit 16 in die FC Bayern-Jugend, nun auf dem Weg zur
Profikarriere. Auf der rechten Seite stand Mitchell Weiser, war ausgeliehen
an den 1.FC Kaiserslautern (15 2.Liga-Spiele), aktuell auch sehr wichtig als
Vorlagengeber (7) in der U23, die um den Aufstieg kämpft.
Last but not least, Pierre-Emile Höjbjerg (18), dänisches Top-Talent,
jüngster Bundesliga-Debütant für die Bayern mit 17 und 225 Tagen. Seine
Position: Zentrales Mittelfeld, aber sein Aktionsradius verbreitete sich in
diesem Spiel bis in die Aussenzonen hinein, wo er gerade Zweikampfstärke
offenbarte.
Übliches Gegner-Pressing
Klar wusste Trainer Markus Weinzierl, wie man aktuell und wohl auch künftig
die Bayern ärgern kann, eben mit pausenlos anstrengenden Pressingspiel, mal
agressiv, mal nur androhend, um sie zurückzudrängen in ihre Spielaufbauzone.
Die ersten Minuten, beide Teams versuchen, die Kontrolle über den Ball zu
bekommen über mehrere Ballkontakte. Der Ballbesitzwechsel ist nämlich recht
hoch, beide gehen über ein gesundes gutes Pressing, arbeiten beide gut gegen
den Ball.
Sallahi ( wie auch Weiser) beim Spielaufbau sehr weit vorn aussen
positioniert, spielt quasi Linksverteidiger und offensiver Linksaussen ( ab
51.Alaba), bekam allerdings kaum Unterstützung für z.B. Kombinationsspiel
für einen Angriff. Ab und an bewegt sich Pizarro in der Spieleröffnung etwas
auf die linke Seite, bewegt sich dann aber mehr ins linke Halbfeld. (siehe
REAL90-Formation oben)
Sehr riskantes Spiel beider Innenverteidiger, die sehr hoch stehen,
permanent zu einem gegnerischen Steilpass einladen, wo die jungen
Aussenverteidiger Weiser und Sallahi (Bildrand unten) sehr viel Last tragen
müssen, da sie noch schneller vom Offensiven Part in den Defensiven Part
wechseln müssen. (siehe unten) Augsburger Offensivspieler wie z.B. Mölders
suchen permanent den Raum und die Laufwege zwischen der bayerischen
Verteidigungslinie. (siehe unten)
(zum vergrößern anklicken)
Youngster treiben Spiel an
Es geht viel über einen technisch guten und offensivdenkenden Weiser (11,79
Laufdistanz) und rechte Halbfeldseite. Höjbjerg ( 38 Zweikämpfe, 55,2% gew)
mit viel spielmacherischer Art offensiv sich immer anbietend, wechselte von
seinen Aktionszonen in der 1.HZ von rechts in der 2.HZ auf die linke Seite,
um Weiser mit zu unterstützen. Sallahi mit einige guten Flankenversuchen,
wobei eine Mandzukic aufnehmen kann und den Ball knapp am Tor vorbeiköpft.
FCA gut und optimistisch in der Verteidigung, lassen nach 45 Minuten
keinen Torschuss (!) innerhalb der eigenen Box zu, lediglich gab es
Torschüsse des FC Bayern in der 1.Halbzeit. Pizarro und Mandzukic wurden
kaum mal mit guten verwertbaren Bällen anvisiert.
Erfahrung recht passiv
Die erfahrenen Spieler Kroos und Schweinsteiger mehr oder weniger eine
"Doppel-6", wobei Schweinsteiger wie schon bekannt, bei der Spieleröffnung
"zwischen" sich zwischen die beiden Innenverteidiger schiebt als
Anspielstation. Allerdings wäre es für das kreative Angriffsspiel besser
gewesen, wenn zumindest einer von Beiden als 2. offensive 8 neben Shaqiri
gewirkt hätte, später Götze. In den letzten 20 Minuten wurde mehr kreative
Unterstützung von beiden Spielern zum für den verletzten Shaqiri
(Muskelfaserriss) zugefügt. Beide Routiniers wirkten insgesamt sehr passiv,
einfallslos. Zwar hatten beide zusammen 236 Ballkontakte, aber hatten keinen
wirklichen Einfluss auf das Angriffsspiel sowie einen insgesamt schlechten
Spielaufbau.
Fazit:
Halten wir deutlich fest: In diesem Spiel bewiesen junge neue Spieler,
aus dem nachwuchs stammend, das sie bereit sind für eine künftige
Profikarriere, durchaus auch beim FC Bayern. Natürlich stellen wir auch
fest:
Durch das
enorme Pressing der Augsburger
und der natürlich risikoreichen Umstellungen und Einsatz von Spielern,
die so noch nie zusammengespielt haben, war das Spiel der Bayern
defensiv und erst recht offensiv ungeordnet. Dementsprechend unverständlich
das passive Spiel von Schweinsteiger und Kroos. Auch die Organisation beider
Innenverteiger, Martinez und van Buyten, war nicht immer vorhanden (wie beim
0:1).
Was die Wettbewerbverzerrung angeht, kann man einen Punkt als Argument
bringen: Das die Spieler im Wettkampf so noch nie miteinander spielten.
Ansonsten standen dort erfahrene und hochtalentierte Spieler auf dem Feld,
die auf einen vielleicht nicht so hochmotivierten FCA durchaus gesiegt
hätten. Dann hätte die Presse geschrieben: Nun gewinnen sie auch noch mit
dem Nachwuchs. Stattdessen wird der nachwuchs mit lächerlichen Noten ins
Lächerliche gezogen.
Eine absolute bodenlose Frechheit.
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