Wenn man das
Selbstvertrauen und Erwartungshaltungen der Wolfsburg-Fans, die man in
dortigen
Vereinsforen begegnete, auf das Team übertragen hätte, wäre es wohl wirklich
ein 0:7 geworden.
Aber es wurde ein starkes 0:1 des VfL Wolfsburg, die wie Frankfurt und
Nürnberg sowie Freiburg
mit defensiver Mauer/Pressing-Taktik zeigten, das Ballbesitz eben nicht
alles ist, wenn man die
Ideen nicht ausführen kann und darf. Ein 2.Remis in der
Auswärtsspielgeschichte der Wolfsburger wäre also mehr als verdient gewesen.
Zerstörung der Spieleröffnung
Lahm, wie ja schon klar war, erneut der Spieleröffner und Lenker zwischen
angreifender Mittelfeldzone und Innenverteidigung, auch sofort seine
IV-Position einnimmt, sobald Wolfsburg etwas mehr Pressingbereitschaft
anbietet in der Nähe des Mittelkreises. (siehe Video)
Im Detail: Wolfsburg rückt sofort auf den ballführenden Spieler, auch Lahm
wird schnell unter Druck gesetzt. Bayern spielt entweder schnell und direkt,
wobei sich die Fehlpassquote eben erhöhen könnte oder den Pass zurück. Jeder
Rückpass ein kleiner Punktgewinn für Wolfsburg. Dante wird z.B. zweimal
durch intensives Pressing zurückgedrängt und zum Rückpass gezwungen. Der
Fehler aber liegt im Mittelfeld, weil dort in dem Moment kein "Pass-Risiko"
und "Anbieten im Raum" stattfand.
Nicht im Sinne von Guardiola. Aufgrund dieser starken Pressingtaktik und
sehr gutem Verschiebungsmuster des VfL Wolfsburg spielte man überwiegend
"Lange Bälle" (18, Saisonrekord) vor und möglichst in die Box, sowie
diagonale Bälle Marke Badstuber.
Defensive Ordnung
In Verbindung mit dem gegnerischen Umschaltspiel durch deren Pressing, dem
nicht immer sachlichen defensiven Verhalten der Verteidiger kommt Wolfsburg
immer wieder in Kontersituationen. Ein Beispiel: Dante leitet durch ein etwas
ungestümes Kopfballduell einen Konter ein, wobei Olic ein paar Sekunden
später hätte einen langen Ball bekommen müssen und frei auf Neuer hätte
zudribbeln können, aber Wolfsburg stoppt den Konter per vertikalen Pass. Dante
öfters vielleicht ein wenig "zu hoch" arbeitend und etwas zu langsam
umschaltend.
Wasserträger von Lahm
Rafinha wieder ab und an in die Zentrale rückend, um dort "Übergewicht" zu
schaffen und Lahm zu "helfen", Boateng rückt diagonal nach Rechtsaußen, um
dann wie bisher seit dem "6er-Lahm" die RV-Position zu übernehmen. Auch bei
der Spieleröffnung über Boateng, wo Rafinha dann im rechten Halbfeld etwas
mehr orientiert ist. (siehe Bilder unten)
Die Spieleröffnung besonders in den ersten 30 Minuten hauptsächlich über die
rechte Seite, weniger über links. Lahm und Schweinsteiger sich in der Mitte
je nach Notwendigkeit im Wechsel mit der "6"-er-Position.
Offensive Ideen
Hier dürfen wir wieder das "Kryptonit" erwähnen, was in dieser Saison
das "Hauptreisegepäck" im Spiel gegen den FC Bayern ist. Durch das
raumorientierte und ballorientierte Verschieben bzw. Pressing konnten
Steilpässe nicht mit hoher ausreichender Qualität durch oft zu enge Lücken
geschoben werden. Auffällig allerdings auch immer wieder die egoistische
Eigenschaft bei Ribery und Robben. Zu oft versuchen sie, 1gegen1 zu gehen,
wobei man es oft 1gegen3 nennen müsste. Beide Offensivkünstler blieben oft
hängen, gerade Ribery spielte oft sehr "schlampige" Bälle, die für den
Mitspieler wenn dann nicht zu verwerten waren. Zudem fehlte öfters auch die
Anspielbereitschaft von Mitspielern.
Die Anspieldistanz
hoch, und Mitspielbereitschaft z.B. von aufrückenden Spielern wie
Schweinsteiger, Mandzukic oder auch Müller war nicht immer gegeben.
In den ersten 10 Minuten der 2.HZ die Wolfsburger wie schon zu Beginn des
Spiels offensiver stärker nach vorn bedacht, die Verteidigung der Münchener
etwas "offener" (siehe Dante-Beispiel) in den Räumen.
Frischer Wind
Nach den Auswechselung von Schweinsteiger und Robben (wechselte mehrmals mit
Müller die Position rechts/zentral) nach 63 Minuten, wofür Kroos und Shaqiri
in die Partie kamen, nun plötzlich mehr Tempo im Passspiel. Exakt 50
Sekunden später erzielt Thomas Müller seinen 1.Bundesliga-treffer in der
aktuellen Saison, nach dem Lahm öffnend zu Kroos spielt, der schaut sich um,
öffnend zu Shaqiri, der hat etwas Raum, läuft, Gasse aussen in die Box,
Ribery läuft an, quer in den 5er, wo Mandzukic noch zu spät kommt, aber
Müller machts. So schnell entsteht bei Bayern ein Tor, wenn der Gegner mal
etwas "schläft", nur "zuschaut" und die Türe "öffnet".
Kroos organisiert nun besser als Schweinsteiger, der in dieser Partie recht
passiv im klugen Passspiel war. Shaqiri bewegte sich viel und rochierte fast
über das gesamte Spielfeld, auch einige defensive Aktionen in der eigenen
Hälfte.
Fazit:
Ballbesitz wie immer nahe der 70%, ordentliche Passquote, aber die wichtigen
offensiven Aktionen wie Steilpass in die Box oder schnelles diagonales
Passspiel zu wenig, zu langsam bis zur Ausführung, wenig Risikobereitschaft
nicht vorhanden. Es ist eine ähnliche Regel wie beim offensiven
Umschaltspiel. Ca. 11 Sekunden, innerhalb dieser Zeit sollte es dauern vom
Ballgewinn bis zur Chancenerspielung. Ansonsten kann sich der Gegner immer
wieder in "Position" bringen. Gleiches gilt, nur in verkürzter Zeit, ca. 3
Sekunden, beim Angriffspassspiel um die Box herum, von Aussen zu Aussen oder
schnelles Spiel durch das Zentrum.
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