Schalke gegen
Bayern - erwartet mit viel gegenseitigem Esprit - es kam doch ganz anders
als gedacht. Tage zuvor grübelte man, ob er spielt oder nicht. Bastian
Schweinsteiger. Er selbst äußerte sich, das es noch nicht reichen würde für
die Startformation. Dann die Überraschungen, und somit eine Aufstellung im
Mittelfeld und deren Wirkungen, die uns in dieser Matchanalyse beschäftigen
wird.
Schalke
zu Beginn mit klarer Vorstellung: Gegenpressing im Mittelfeld, teilweise
Pressing an der Bayern-Box, und dann schnell Richtung Tor von Manuel Neuer
(Note 1,5), der heute fast schon als Feldspieler respektive eine Art Libero
fungierte,
die Bälle immer wieder schnell in die Partie brachte,
wird immer eine wichtigere Komponente unter Guardiolas Spielphilosophie.
(Rechts: Neuer-Heatmap)
Defensive Ordnung
Einrücken der jeweiligen Aussen wie schon unter Heynckes bis in die
IV-Position. Wenn beide Innenverteidiger z.B. in einem äußeren Halbfeld
aktiv sind, rückt sofort der Aussenverteidiger in die IV-Position.
Das Mittelfeld der Bayern ganz anders gestellt, kurz nach Spieleröffnung
eher ein 3er-6er-Mittelfeld
mit Lahm, Schweinsteiger und Kroos, ein rochierendes Dreieck, Distanzen
untereiander ca. 5-6 Meter. Mal Lahm, mal Schweinsteiger, mal Kroos, die
sich abwechseln auf der 6er-Position, Lahm vor bzw. zwischen die beiden
Innenverteidiger Boateng und Dante, die beide fast 70% ihrer Zweikämpfe
siegreich bestreiten konnten, u.a 90% ihrer Kopfballduelle. Die
Spieleröffnung zwischen den beiden IVs übernahm grundsätzlich Philipp Lahm.
Unten zusehen:
Spieleröffnung durch Lahm zwischen den IVs, Dreiecksspiel Lahm, Kroos,
Schweinsteiger, Kompaktheit im zentralen Mittelfeld.
Riskant natürlich das Einrücken der AVs auch, um mehr Anspielpunkte zu
bringen im Mittelfeld, denn so öffnen sie Raum für ein möglichen Konter,
sollten sie den Ball egal wie verlieren. Denn die IVs stehen nach wie vor
recht hoch. Bei kurzfristigen Vorstössen bleiben z.B. Lahm, Schweinsteiger
oder Kroos statisch als Absicherung. Nur so kann es funktionieren, ein Geben
und Nehmen.
Komplette Offensive mit Robben, Ribery und Mandzukic beteiligen sich an der
Defensivarbeit, die sich auch für sie bis in die eigene Hälfte verlagert.
Auch das Gegenpressing der Bayern hat gegenüber den bisherigen Ligaspielen
wesentlich zugenommen.
Variabilität der Spieler
Die Variabilität und das Gegenpressing wurde gegenüber vorherigen Spielen
erhöht,
zudem blieb die Notwendigkeit des risikoreichen Passspiels,
wie zu sehen mal bei Lahm und Schweinsteiger, mit gefährlichen Fehlpässen im
Mittelfeld. Geschuldet auch der
Verringerung der
bislang immer hohen Ballkontaktzeiten,
die zuvor als Kritik in letzteren Matchanalysen offen gelegt wurden.
Jeder Raum, wo ein Spieler fehlt, wird sofort neu besetzt. Beispiel: Rafinha
steht mehr zentral, Kroos
rückt ein paar Meter auf die RV-Position, um anspielbar zu sein. Was Kroos
anbelangt,
er schaltet besser um als je zuvor, vom defensiven 8er plötzlich zum
offensiven 8er bis 10er.
Begleitet wurde dieses Spiel der Bayern
mit viel eigenem
Selbstvertrauen,
ansonsten viele Aktionen und schnelle Abspiele gar nicht durchführbar.
Allerdings gab es auch Pässe,
die nicht gespielt
wurden, obwohl sie durchaus die bessere Option gewesen wären.
Offensive Variabilität
Beispiel Robben: Sein Angriffsweg auch variabler geworden: In einer Szene
deutlich, kurbelt das Spiel vom rechten defensiven Halbfeld an, bringt den
Ball zum mitlaufenden Schweinsteiger, der kurz abwartend auf den rechts
heransprintenden Mandzukic, dieser an der äußeren Box, wo der Ball nach
dessen Flanke zwar abgewehrt wird, aber plötzlich taucht Robben auf der 10er
auf mit Angriffspressing, dribbelt mit Ball an die linke äußere Boxhälfte,
um dann den Ball quer zu schieben. Unglaublich viel Bewegung und
Dribbelmeter der Bayern.
Bastian Schweinsteiger oft mit schnellem offensiven Umschaltspiel bis in die
Schalker Box, um als Stürmer zu fungieren. Die offensive Mentalität in
diesem Spiel sorgte letztlich auch beim Eckball nach 21 Minuten für sein
Kopfballtor.
Auch sehr beachtlich: Die Körperbewegung mancher Spieler wirken sehr kurz
und geschmeidig, wendig, den Ball nah am Fuss führend. Das hatte schon eine
sehr positives Geschmäckle.
Rafinha wie auch Alaba rückten oft mit ins Mittelfeld, um so noch mehr
Kompaktheit und noch mehr Anspielpunkte für ein schnelles Kurzpassspiel
(Gassenspiel) und Felddominanz zu erreichen.
Siehe
mit Rafinha, der unten ins offensive fast zentrale Halbfeld trabt.
Je nach Plugin
abspielbar oder nicht - Alternativlink (copy&paste):
Rafinha.mp4
Bayerische Deckungsschatten
Bei der Schalker Spieleröffnung konnte man zu Beginn der 2.HZ gut sehen, das
der FCB mit 3-4 Spielern aufrückte und es keine Möglichkeit gab, den Ball
nach vorn zu bringen. Bayerische Deckungsschatten sozusagen füllten das
Spielfeld. Wird dann ein langer Schalker Ball gespielt, wird sofort gepresst
gegen den ballführenden Schalker, und der Ball befindet sich beim FCB, der
dann wiederum selbst sein bis dato souveränes variables Aufbauspiel
durchführen kann.
Fazit:
Es war ein sehr variables, aber sicheres souveränes Spiel, die Passquote
gut, zwar einige nicht gute Pässe am Anfang, aber das wurde dann, gerade
nach dem 2:0, immer besser. Interessant auch die Aufgabenverteilung von
Lahm, Schweinsteiger und Kroos. Es war in der Tat eine Art sich permanent
drehendes Dreieck, offensiv und defensiv übergab man die Aufgaben. Mit 65%
Ballbesitz hat Bayern auch weniger Kraft benötigt, wobei sie die gleiche
km-Anzahl beim Traben erreichten wie S04. Grund: Schalke gab gerade in den
ersten 20 Minuten ordentliche Laufwege und km in die Statistik. Guardiolas
Idee, ein variables rochierendes Dreieck, zumindest heute, hat funktioniert.
Fragen zur Matchanalyse können gerichtet werden an:
pp [at] fcb-forum.net
