Unsere
Matchanalyse bezieht sich heute erneut auf die Rolle von Bastian
Schweinsteiger und seiner Mitspieler Lahm und Thiago. Zudem aber auch dem
nach wievor offensiven recht schwerfälligen Angriffsspiel der Münchener.
Gegen frische, sehr defensiv eingestellte Teams scheint das Guardiola-Team
noch ordentlich Probleme zu haben.
Gleich in den ersten Minuten fällt beim Doppel-6-Thema auf, das
Schweinsteiger einen bekannten Kollegen bekommt, nämlich Philipp Lahm, der
somit eine 3er-Kette und eine situative "Doppel-6" emtstehen läßt. Grund:
Nürnberg steht sehr kompakt und mit 6 Spielern im und am eigenen
Mittelfeldhalbkreis.
Boateng rückt hier
bei recht häufig auf die RV-Position
und wird dabei u.a. von Schweinsteiger auf der eigentlichen IV-Position
abgesichert.
Auf der RV-Position versucht die Nr.17 regelmäßig es mit schnellen
hochgelagerten guten langen Pässen Richtung Nürnberger Box.
Lahm rückt bei
Abschlägen und Ballverlust je nach Spielort auf dem Feld wieder auf die RV
und Boateng auf die IV zurück.
Bei Abschlägen und Befreiungsschlägen der Nürnberger stehen nun die IVs und
z.B. Thiago näher bei Schweinsteiger. Wesentlich mehr Kompaktheit als noch
gegen Frankfurt. Dementsprechend war auch die Kopfballhoheit bei FC Bayern,
aber auch zu lange Abschläge von Torwart Schäfer erledigten ihr übriges.
Spieleröffnung ohne Biss
Wieder zu sehen: Öffnende Schnittstellenpässe gleich zu Beginn zentral von
Dante und Boateng (1,5), um das
kompakte
Mittelfeld des FCN
schnell zu überwinden. Lahm (halbrechte Position, diagonal zu
Schweinsteiger) teilweise auch an der Spieleröffnung mitbeteiligt
unmittelbar vor Schweinsteiger. Boateng mit vielen langen starken Pässen in
die Boxnähe der Nürnberger.
Thiago Alcantara, nach 15 Minuten mehr oder weniger auf der Kroos-Position
der Ballverteiler und Wandspieler vom Dienst. Läßt sich teilweise auch mal
zu Schweinsteiger mit zurückfallen, um defensiv zu helfen und auch mit in
die Spieleröffnung mit einzugreifen. Sehr viele Ballkontakte (79 bis zur
62.Min), ab und an zu fahrlässig und nicht intelligent handelnd,
übermotiviert im Vorhaben einer offensiven Aktion, aber dennoch mit drei
starken Steilpässen in die Box. Mal erscheint wie zuletzt Schweinsteiger
zwischen Boateng und Dante (gerade dann, wenn Boateng oder Dante nach
vorn ziehen), aber auch eben Thiago Alcantara.
Hoher Ballbesitz wartet auf Müdigkeit
Erneut sehr stark "linkslastig" die Partie mit erneut wenigen und auch
schnellen Seitenwechseln, zudem langsames Passspiel, wo erneut der Gegner
sich ruhig ordnen kann. Eine Kopie des offensiven Angriffsspiel von
Frankfurt. Oft
umständlich und
ideenlos
die Spielstruktur der Bayern um den Defensiv-Block der Nürnberger, der dann
aus 8 Feldspielern besteht, 2 stehen für potenzielle Ballgewinne bereit.
Auffällig:
Ribery mit vielen technischen Annahmefehlern und oft unnötigen
1:3-Situationen, wollte mit dem "Kopf" durch die "Wand" von 3-4 Spielern.
Bei
Ballverlust der Bayern gelang den Nürnbergern nicht viel, (9
Kontermöglichkeiten in der 1.HZ) ,aber nicht aufgrund FCB-Pressing, sondern
eher eigenes Unvermögen. Das Umschaltspiel des FC Bayern wiederum konnte gar
nicht stattfinden, da Nürnbergs eigene Spieleröffnung an einer Hand
abzulesen war und ansonsten es nur sehr weite Abschläge von Schäfer gab und
die Bayern bei Ballbesitz einer sofort kompakten bereits erwähnten Blockade
gegenüber stand.
Offensiv die Bayern nach 30 Minuten mit 3 Chancen, Nürnberg steht weiterhin
sehr defensiv, aber geordnet, verschiebt immer den Ball folgend, Götze
ständig unter Pressing-Pflicht bei Nürnberg. Die Passanzahl liegt bei dieser
Partie bei 810, Ballbesitz übrigens 80,9%, beide Werte neuer Vereinsrekord.
Die erste Großchance ist der verschossene Alaba-11er nach 33 Minuten !!!.
Interessant: Die Ecken fast nur "kurz" ausgeführt, eine Variante,
die häufig bei Barca zu beobachten war.
Erneut hohe Ballkontaktzeiten und wenig Tempo im Angriffsspiel, unsichere
Kurzpässe. Nach wievor halt doch noch Abstimmungsprobleme bei der neuen
Spielstruktur 10 Meter vor der Box.
Ein Kernproblem
(siehe Bilder
oben) neben
den mangelnden Seitenwechsel: Wenn mal freier Raum vorhanden ist, wird
dieser nicht gefüllt durch ein "Hineinsprinten" oder überhaupt Nutzung für
einen offensiven Sprint. Kann man als fehlende Antizipation einstufen. Auch
das Antizipieren von möglichen Doppelpässen ist nicht gewährleistet.
Wenig Doppelpässe
und wenig Dreiecksspiel überhaupt, die ist klar anzumerken. (Dieses Problem
konnte in der 2.HZ nach einer Stunde durch immer weniger konzentrierte
müdewerdende Nürnberger zunächst gelöst werden.)
Gerade
Thomas Müller riss nach seiner Einwechselung (62.Min
für verletzten Thiago)
viele defensive Blöcke auseinander,
es entstand ein "Hype" des Angriffsspiel. Fast sämtliche Steilpässe in die
Box kamen an, wo in der 1.HZ noch viel zu wenig Platz war und immer wieder
ein Nürnberger ein Bein im Passweg hatte.
Oft wurde dann auch mehr das "Überlauf"-Prinzip
angewendet, Lahm > Robben, Alaba > Ribery, wo sofort in der Box Gefahr
entstand durch Steil/Querpässe.
Thomas Müller
verpasste 3x nur knapp gut herausgespielte Querpässe.
Fakt ist:
Ab der 60.Minute etwa verlor Nürnberg immer mehr Kollektiv-Kraft, das
Doppeln, Pressing und die Konzentration entspechend sank prozentual,
der FC
Bayern dagegen erhöhte sogar nochmal richtig das Tempo.
Das 1:0 durch ein vorheriges schnelles wie oben erwähntes einleiten durch
Überlaufen von Alaba, bekommt den Ball steil in die Box, Flanke
zu lang, Lahm flankt zurück, Ribery im Rückraum der Nürnberger Verteidigung,
per Kopf, Tor, Jubel, Trikot aus, Gelbe Karte, egal.
Das 2:0 auch ein Beleg für die "schweren" Beine. Robben zieht drei Spieler
auf sich, umkurvt sie mit seiner Toptechnischen Ballführung, in der Box
entweder in foulen, dann gibts Elfmeter, oder hoffen, das der Ball abgewehrt
oder geblockt wird zur Ecke. Der Ball findet die Lücke und landet am
Innenpfosten und rollt vor dem bereitstehenden Mandzukic ins Tor.
Fazit:
Die erste Halbzeit zeigte erneut das noch vorhandende Problem, unabhängig
vom Ballbesitz, das gut geordenete motivierte Teams immer wieder die Räume
klein halten durch Kompaktes Stellungsspiel und Rochieren, das Zustellen der
Passwege und somit die Bayern kaum Chancen hatten. Interessant immer wieder
die spekulative Frage: Schafft ein Team nach 90 Minuten Verteidigung ein 0:0
aufgrund einer unglaublichen Kraftserve, ohne einen einzigen guten Angriff
fahren zu müssen ? Dies scheint derzeit die einzige Möglichkeit zu sein, dem
FC Bayern Punkte abnehmen zu können.
Wir werden es sehen in den nächsten Analysen.
Fragen zur Matchanalyse können gerichtet werden an:
pp [at] fcb-forum.net
