Erstes
Auswärtsspiel für PEP Guardiola, in Frankfurt. Nicht immer leicht gewesen,
für wenig Bayern-Trainer. Aber im Raum stand ja das 1:6 und die Frage, wie
Armin Veh in der Woche danach handelte. Matthias Sammer gab den Hinweis an
die Liga, das man wieder an Siege gegen Bayern glauben muss. Erstes Fazit:
Veh tat dies und handelte insgesamt richtig.
Aber wir wollen uns das Spiel genauer anschauen mit folgenden Kernthemen wie
Mittelfeldorganisation, Spieleröffnung und Abstimmungsprobleme.
Interessant zunächst: Javi Martinez aufgrund Reisestrapazen und Erschöpfung
nicht im Kader. Matthias Sammer kritisierte hierbei den spanischen Verband
hinsichtlich der Abstellungspflicht.
Aber zum Spiel...
Die systematische Grundformation auch hier wie erwartet 4-1-4-1.
Defensive Ordnung und Struktur
Die Innenverteidigung mit Boateng und Dante als fester Baustein, gewannen
allerdings nur ca. 53%
ihrer Zweikämpfe, zwar keine Stellungsfehler, standen auch etwas wieder
höher, sodass die "Lange-Ball-Taktik" der Frankfurter im Gegensatz zu
Gladbach schnell im Keim erstickt wurde. Dante aber mit einem starken
stabilen offensiven Aufbau, in dem er sehr oft die Mittellinie überquerte
und regelmäßig Schnittstellenpässe Richtung Raum zwischen 8er und
10er-Position schob. Ferner rückt er ab und an raus bei Ballverlust
der Bayern raus in den Mittelkreis, um als zusätzlicher 6er die Position
absichernd zu füllen. Dante insgesamt mit einem sehr guten Stellungsspiel.
In der Spieleröffnung stand im Kern Bastian Schweinsteiger. An sich nichts
neues, das er sich den Ball zwischen den IVs holte und zunächst einen
"3.Innenverteidiger" mimte, bzw. ihn als "abkippender 6er" bezeichnen
konnte. Schweinsteiger aber auch zudem als Absicherung, da die
Innenverteidiger teilweise recht breit stehen. Das ist die "Pflicht" für
Schweinsteiger
Die 31 holte sich zwischen den IVs den Ball für die Spieleröffnung, die
öfters durch hohes Pressing der Frankfurter "gestört" und die Spieleröffnung
"zerstört" wurde. Problem des 4-1-4-1, was u.a. in folgenden Bildern
aufgezeigt wird, es fehlt ein Spieler wie Javi Martinez auf der Doppel-6.
Schweinsteiger allein in einer 1:3-Situation via Kopfballduell,
während die IV sich zurückbewegt. Hier kann es zu einer möglichen offensiven
Aktion kommen für Frankfurt. Ein zweiter 6er wäre dann hier ideal gewesen.
Bei Abschlägen und Befreiungsschlägen Frankfurts, Schweinsteiger oft allein
zwischen einem Frankfurter Dreieck.
Bilder anklicken
Zudem: Bei Frankfurt-Kontern ( 9 in Halbzeit 1 ) läßt sich Schweinsteiger
mit in die 4er-Kette fallen, sodass 5 Spieler auf der Verteidigungslinie
verteidigen.
90 Minuten tatsächlich sehr hohes Mittelfeld-Pressing der Frankfurter, zudem
immer mit wechselndem "Deckungsschatten", die Passwege nach vorn, besonders
über aussen, dicht. Ribery somit wirkungslos. Allerdings mit auffallenden
Fragen an seine Risikobereitschaft und Passentscheidungen. 3x im Spiel hätte
er einen Pass zu einem "freien Mann" spielen können, wo dadurch Raum und
ggf. eine Chance hätte entstehen können.
Aber das defensive Fazit: Defensives Umschaltspiel ab und an besser als
gegen Gladbach, aber nicht immer rechtzeitig und die Frage, ob eine Doppel-6
im Mittelfeld fluide erscheinen sollte, z.B. ein herausrückender IV oder
z.B. Kroos mit sofortigen defensiven Umschalten auf die Höhe von
Schweinsteiger. Frankfurt zeigte mit 9 Kontern in HZ1, das gerade dort der
FC Bayern aktuell zu knacken ist.
Weiterer Schwachstellenpunkt: Da wird sich nicht immer richtig angeboten und
freigelaufen, so ist kein schnelles Umschaltspiel nach vorn mit freien
Räumen einfach nicht möglich, zudem immer wieder zu hohe Ballkontaktzeiten.
Wo wir bei der offensiven Ausrichtung wären.
Offensive Ausrichtung
Offensiv immer mal kleine Abstimmungsprobleme (mal zu früh oder zu spät
sich bewegt oder einfach falsche Lauf oder Passentscheidungen, u.a. Ribery),
wenig Risiko, zu lange Nachdenken des Ballpassens. Teilweise 3-4 Sekunden,
bis der Ball zum Mitspieler gelangt. Die Spieler müssen sich noch mehr
bewegen und sich variabler anbieten.
Versuche, Steilpässe über Aussen zu spielen, waren zwar genügend da, aber
Frankfurt unglaublich laufstark in der Verteidigung nach Aussen, die
Passwege komplett dicht. (Deckungsschatten)
Nur 4 Flanken nach rund 60 Minuten, wobei die erste von Müller Mandzukic
perfekt erreichte und der Kroate volley zum 1:0 einnetzte. Mandzukic
wechselt ab und an wie in vielen anderen Spielen mal auf die Ribery-Position
im Wechsel mit dem Franzosen und bot sich zudem als defensive Anspielstation
an.
Aber nochmal zur Kompaktheit der Eintracht: Alaba kann selten mit nach vorn,
da die Eintracht eben zwar kompakt, aber immer sofort drohend im
Umschaltspiel. Daher eher defensiv ausgerichtetes sicheres Positionsspiel
des Österreichers. Durch die starke Defensive Ordnung Frankfurts entstehen
erst 20 Minuten vor Spielende schrittweise immer mehr Räume, da Frankfurt
offensiver ging, um doch noch das 1:1 zu erzielen, was auch in Szenen der
Fall gewesen wäre.
Das offensive Mittelfeld war bestückt u.a. diesmal mit Shaqiri, aufgrund
der "Pause" für Robben, der auf der Bank saß und nach seiner Einwechselung
o.g. offensive Räume hatte. Shaqiri in der Anfangsphase noch mit guten
schnellen Kombinationsspiel mit Ribery, was Frankfurt dann "abdichtete". Der
Schweizer wechselt später auf rechts, um Müller mit zu unterstützen. Müller
selbst aber in diesem Spiel mit kaum gelungenen Aktionen, verlor viele
Zweikämpfe, verlor viele Bälle und vergab eine Großchance ( 28.) durch
technischen Fehler.
Negativ: Nur 4 Großchancen gab es bis zur 87.Minute, danach hatten Lahm und
Schweinsteiger die letzten Beiden im Spiel. Zuletzt gab es unter 4 Chancen
dies im letzten Spiel gegen die Eintracht, Borussia Dortmund und Wolfsburg
in der letzten Rückrunde.
Zentrales Steilpassspiel in die Box zwar phasenweise erhöht wieder,
besonders was die Qualtät angeht, nicht als "gut" zu bewerten.
FAZIT:
Der 1:0-Erfolg ist als besonders wertvoll zu bewerten, weil die Defensive am
16er schon wesentlich besser stand als gegen Gladbach. Das Doppel-6-Thema
greift, sobald es lange Bälle aus der Abwehr des Gegners gibt. Hier muss
Schweinsteiger einen 2.Mann neben sich bekommen, sonst wird es ständig die
Gefahr geben, durch ein unnötiges Überzahlspiel in eine Steilpasssituation
für den Gegner zu gelangen.
Zudem sollte die Passschnelligkeit erhöht und die Ballkontaktzeiten
verringert werden. Parallel kann daraus den Schluss ziehen, das die Spieler
oft zu lang "nachdenken". Hier handelt es sich um eine Blockade, die
möglicherweise mit Guardiola zusammenhängen könnte. Allerdings reine
Spekulation.
Fragen zur Matchanalyse können gerichtet werden an:
pp [at] fcb-forum.net
